Diese Woche schauen wir auf ein Thema, das eigentlich zu wenig Beachtung findet. Zumindest dafür, wie viel Kritik es in Fachkreisen aufwirft. Worum geht es? Um den Einsatz von Software bei der Polizei. Genauer gesagt um eine Software von der Firma Palantir aus den USA. Was genau diese Software kann, wieso es Kritik daran gibt und welche Polizeibehörden in Deutschland sie einsetzen, darum geht es diesmal im Input.

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Transkript der Episode

Jingles:
[0:10] Silicon Weekly, der Tech-Podcast mit den wichtigsten News der Woche. Für dich eingeordnet von Elli, Stella und Caspar.

Stella:
[0:33] Der Sommer macht Pause, wir aber nicht und wir sind sogar zu dritt. Ich freue mich sehr, nachdem ich letzte Woche nicht dabei war. Caspar, du nickst schon so beständig. Möchtest du auch Hallo sagen?

Caspar:
[0:43] Ja, ausnahmsweise Hallo.

Stella:
[0:45] Und Elli ist auch dabei.

Elli:
[0:47] Hi. Ich freue mich, dass es nicht mehr ganz so warm ist.

Caspar:
[0:50] Definitiv.

Stella:
[0:53] Es war mir vergangene Woche auch zu warm, aber ich gebe zu, ich weiß, ich bin hier in der Minderheit, aber ich bin großer Sommer-Fan. Ich weiß, bei euch beiden ist eher so der Herbst dann wieder.

Caspar:
[1:05] Ja, Winter, schöner Kakao vorm Kamin, sowas. Der Schnee, toll, ganz toll.

Elli:
[1:13] Ich bin eine Herbstmaus. Also so fallende Blätter, aber auch noch schön sonnig manchmal. Nebel ab und zu.

Caspar:
[1:21] Lange Spaziergänge. Ja, ja, okay, das kann ich auch noch verstehen.

Stella:
[1:25] Bei mir ist es immer Frühjahr-Sommer, was ich besonders gerne mag. Und so ergänzen wir uns ja ganz hervorragend. So kann jeder dann quasi den anderen davon oder die anderen davon überzeugen, was das Beste an der Jahreszeit ist. Aber darum geht es ja nicht. Wir haben heute auch eine angepasste Folge. Ihr müsst leider, es tut mir leid, auf das WTF verzichten. Es hat auch einen Grund. Ja, wir haben es ja, das klingt jetzt so, als hätte es best davon überrascht. Aber wir haben das hier im Plenum entschieden. Und der Grund ist eben, werden euch jetzt mal wieder so einen wöchentlichen Trump, vielleicht einen wöchentlichen Musk bieten können. Deswegen dachten wir, wir machen jetzt mal kein WTF, aber wir haben Updates, wir haben einen interessanten Input. Es geht um die Polizei, es geht um Software aus den USA, es geht um Datenschutz. Bleibt also dran und natürlich eine Sache werden wir definitiv in keiner Episode überspringen und das ist die gute Nachricht. Die gibt es nämlich zum Schluss für den guten Ausblick. Wollen wir loslegen mit den Updates?

Caspar:
[2:26] Ich bitte darum.

Elli:
[2:34] Erste Update. Da dreht sich's um die Wikipedia. Hatten wir ja vor ein, zwei Wochen, glaube ich, ausführlichst besprochen. Zwei. Ausführlichst besprochen, wie das Ganze funktioniert und auch die Frage so ein bisschen, ob das in Zeiten von KI-Schmuh im ganzen Internet noch eine der letzten verlässlichen Quellen ist. Aber auch da haben wir schon anklingen lassen, so verlässlich ja, aber mit Einschränkung. Und das bestätigt jetzt eben auch eine neue Untersuchung von der FAZ, nee, FAS.

Caspar:
[3:09] Ja, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.

Elli:
[3:11] Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Aha, ja, ja. So, und die haben sich mehr als tausend Wikipedia-Artikel mal angeschaut, mithilfe von KI, ausgewertet und dann mal geguckt, so, okay, gibt es Auffälligkeiten, stimmen die Sachen, die da drinstehen, sind vielleicht Sachen drin, wo die KI sagt, das steht aber woanders anders. Und das Ergebnis fand ich ganz interessant.

Caspar:
[3:37] Ja, denn bei rund 40 Prozent der Artikeln dieser untersuchten Wikipedia-Artikel waren entweder veraltete oder fehlerhafte Angaben enthalten. Und mindestens 20 Prozent der Einträge sind auch laut Analyse von der FAS nicht mehr aktuell. Und fast genauso viele Seiten enthalten. Außerdem noch Informationen, die auch noch gar nie gestimmt haben, also immer schon quasi falsch waren. Wir sehen also wieder Wikipedia, keine verlässliche Quelle und es gibt einen Grund, warum man an der Uni immer wieder gesagt bekommt, bitte, bitte zitiert nicht Wikipedia.

Elli:
[4:14] Was ich ganz spannend fand, die haben nicht nur mit KI geprüft, sondern es gab eben erst die KI-Analyse und dann wurden interne Archivdokumentatorinnen nochmal drangesetzt, da wo die KI eben so einen kleinen Schluck aufhat und gesagt hat, da passt irgendwas nicht zusammen. Das heißt, das war quasi so eine Symbiose. Man muss aber natürlich auch sagen, ich glaube, die Wikipedia hat mittlerweile so um die 6.000, nagelt mich nicht auf die Zahl fest, AutorInnen. Und wir haben ja auch schon gehört, die Folge vor zwei Wochen, die Zahl der Mittleren schrumpft. Da kann man natürlich auch nicht überall alles ständig aktualisieren. Deswegen ist es auch irgendwie logisch, dass teilweise veraltete Sachen drin sind. Das mit dem Fehlerhaften allerdings, das ist natürlich besonders kritisch zu sehen.

Caspar:
[5:01] Das ist selbst in Wikipedia schwierig.

Stella:
[5:03] Kommen wir. Wir haben noch drei Updates insgesamt. Und die Überleitung passt perfekt. Es geht nämlich jetzt indirekt um künstliche Intelligenz oder zumindest um einen Anbieter von künstlicher Intelligenz, nämlich um OpenAI. Und die haben jetzt reagiert auf die Meta-Abwerbung.

Caspar:
[5:19] Ja, wir hatten euch ja schon ausführlich erzählt, dass Meta ganz fleißig auf Einkaufstour geht. In dem Fall, Einkauf passt nicht ganz.

Stella:
[5:27] Ich wollte gerade sagen, es war schwierig.

Caspar:
[5:28] Nein, also okay, Human Resources. Also sie laufen los und werben Leute ab von anderen Unternehmen, großen Tech-Konzernen im Silicon Valley, vor allem und besonders bei OpenAI. Und da hat man jetzt reagiert. Also man hat ja sowieso schon vorher reagiert und hat irgendwie gesagt, okay, jetzt müssen wir vielleicht unsere Gehälter anpassen. Man hat aber noch mehr gemacht. Man hat im Grunde eine Woche Urlaub für die ganze Firma verhängt. Finde ich durchaus spannend. So nach dem Motto, jetzt geht mal alle nach Hause, überlegt mal, ob ihr so ein Meta-Angebot wirklich annehmen wollt. Es gab dann aber auch noch eine Memo an die Belegschaft und zwar in dem Fall vom OpenAI Chief Research Officer Mark Chen. Und er beschreibt, und das passt ein bisschen zu dem, was wir vergangene Woche auch schon gesagt haben, dass es sich anfühlt, als wäre jemand in das Haus von OpenAI eingebrochen und hätte etwas gestohlen. Also so richtig glücklich sind sie nicht mit diesen Abwerbungen. Und Jen bittet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von OpenAI um Vertrauen und betont, dass sein Führungsteam gemeinsam mit dem CEO Sam Ortman daran arbeitet, die verbleibenden Teammitglieder zu halten, die noch da geblieben sind.

Elli:
[6:36] Gucken wir mal, ob das klappt oder ob wir da am Ende noch mehr Abgänge verzeichnen. Wenn ihr jetzt denkt, eine Woche Urlaub, wie ist das denn so im Verhältnis? Also bei OpenAI, die Menschen, die da arbeiten, arbeiten schon sehr, sehr, sehr, sehr viel. Also das ist so eine richtige Hustle-Culture, wie man sie noch kennt. Allerdings haben auch nicht alle eine Woche Urlaub bekommen. Die Führungskräfte, die haben nämlich weitergearbeitet.

Caspar:
[7:00] Einer muss ja.

Stella:
[7:02] Ich glaube, der trifft auch der Begriff Zwangspause ein wenig besser, weil es eben nicht in dem Sinne Urlaub ist, sondern ich meine, stellt euch vor, ihr werdet dann auch so aus dem Arbeitsalltag rausgekattet. Klar, in den USA ist es generell auch anders mit den Urlaubstagen, mit dem, was eben auch vorgeschrieben ist, das muss man dabei auch bedenken. Aber ich finde es schon hart, dann auch relativ kurzfristig zu sagen, hey, jetzt ist hier mal eine Woche Stopp, weil die Leute, die jetzt nach der Woche wiederkommen, die haben nicht unbedingt weniger zu tun. Also es klingt vielleicht auf den ersten Blick oder aufs erste Hören etwas besser, als es auch dann in der Realität wirklich ist. Wir bleiben mal beim Meta für das dritte Update und das finde ich echt spannend. Die fordern jetzt nämlich in der EU eine digitale Volljährigkeit.

Caspar:
[7:47] Ja, Meta prescht damit zumindest vor. Wir wissen ja, Meta, Mutterkonzern von Facebook und Co. Und die sprechen jetzt in der Öffentlichkeit ganz offen darüber, dass sie ein digitales Mindestalter in die EU einführen wollen, beziehungsweise den Gedanken gar nicht so verkehrt finden. Worum geht es da genau? Jugendliche unter 16 Jahren sollen zukünftig nur noch mit Zustimmung ihrer Eltern Zugang zu digitalen Diensten erhalten. Das ist schon ein ziemlicher Schritt. 16 ist ja auch durchaus ein Alter. Also hätte man jetzt irgendwie, man hätte ja auch 14 oder 12 oder 8 oder so sagen können. Ja, das soll halt eben in Zukunft passieren.

Elli:
[8:22] Fragt man sich natürlich, wie Meta sich das vorstellt. Tatsächlich gehen wir da auf eine Ebene, die bisher noch nicht so dolle angefasst wurde. Und zwar sind wir auf der Ebene der App-Stores und Betriebssysteme tatsächlich. Also, dass man da wirklich nicht nur irgendwie auf einer Website, bisher haben wir ja so Altersbeschränkungen, wo du teilweise auch draufklicken kannst, bis zu über 18, ja, toll, super. Oder du gibst wie bei Meta-Diensten möglich ein falsches Geburtsdatum ein, klasse, das hat ja richtig gut funktioniert mit dem Kinder- und Jugendschutz, jetzt ist eben die Forderung von Meta, lass das nicht mehr die Plattformen und Betreiber einzeln machen, sondern mach das wirklich auf App-Store- und Betriebssystem-Ebene, sodass wirklich die Menschen, die zum Beispiel als Bezahler eingetragen sind, also wenn du im App-Store eine App kaufst, dass die verantworten können, wie das Ganze dann abläuft. Und tatsächlich will Meta das eben nicht nur für Social Media, sondern auch für alle möglichen Online-Plattformen, Spiele, Streaming-Dienste, Messenger, Browser tatsächlich auch. Also da wird wirklich eine sehr umfassende Forderung aufgemacht. Klingt jetzt sehr selbstlos, aber natürlich würde sich Meta damit auch einen Haufen Ärger ersparen.

Caspar:
[9:37] Genau, denn die EU denkt schon etwas länger auch darüber nach, genau sowas einzuführen. Und der große Vorteil von Meta wäre, wenn sie da jetzt nach vorne preschen und sich darum kümmern, dass sowas vielleicht mal umgesetzt wird, müssen sie nicht erst warten, bis die EU vielleicht strengere Regeln erhebt und Meta dann verpflichtet, das zu tun. Zumal, wenn Meta jetzt schreit, lass das mal auf Betriebssystemebene machen. Überraschung, da hat Meta gar nicht so viel mit zu tun. Das ist also sehr angenehm für die, gerade zu sagen, lass das mal Apple und Google machen. Die können das schon. Wir fügen uns dem dann, so nach dem Motto. Ja, also ein Schelm wer Böses denkt, aber ich fürchte, da hat man ein paar Hintergedanken bei Meta.

Elli:
[10:15] Genau, du hast schon gesagt, in mehreren EU-Mitgliedstaaten wird es ja diskutiert, dass man gewisse Bereiche des Internets zumindest irgendwie reglementiert nochmal strenger mit Alterskontrollen und so weiter. Aber da sind eben aktuell die Plattformbetreibenden, wenn dann so in den Entwürfen, in der Pflicht. Und in Australien gab es ja sogar schon entsprechende Maßnahmen, die ergriffen wurden. Ja, also Meta ist da am Zahn der Zeit und sucht jetzt so ein bisschen nach dem Weg, wo man sich denkt, ja, lass das mal allgemeiner angehen. Für die Kinder und Jugendlichen. Genau.

Stella:
[10:50] Wobei es auch da so ist, die Zeit hatte jüngste, glaube ich, ein Artikel zu Thema Australien. Wenn man solche Gesetze hat, auch das mit dem App Store, das klingt jetzt relativ leicht, so du brauchst dein Konto, Alter ist hinterlegt. In der Umsetzung kommen viele Fragen auf. Weil die Eltern können ja auch den Jugendlichen das Handy geben. Also die Liste ist lang. Das ist eigentlich auch ein spannendes Thema. Sollten wir vielleicht auch mal einen Input zu machen? Ich glaube, das steht in unserer Backend-Liste.

Caspar:
[11:16] Wenn nicht, musst du es da mal draufschreiben.

Stella:
[11:18] Mache ich nach dieser Aufzeichnung. Bevor wir zum Input kommen, wir haben noch ein Update für euch. Und zwar geht es um TikTok. Ich glaube, wir hatten auch mal hier drüber gesprochen, dass TikTok ja verkauft werden soll. Und zwar geht es konkret, das ist wichtig, um den US-amerikanischen Ableger von TikTok. Also nicht um die gesamte App, sondern nur um das US-Geschäft. Und laut US-Präsident Donald Trump ist das jetzt so gut wie abgeschlossen. Stand Dienstag, 8. Juli, 18 Uhr. Sehr unkonkret, eine Gruppe reicher Personen soll die App übernehmen.

Elli:
[11:51] Ja, wir erinnern uns, wir hatten vorletzte Woche, glaube ich auch, oder vor drei Wochen irgendwie den Moment, wo er gesagt hat, ja, wir haben jemanden gefunden, der investiert, eine Gruppe reicher Leute. Und es wird konkreter bald, hat er gesagt. Ist nicht konkreter geworden in dem Sinne, aber was anderes ist konkreter geworden. Deswegen sprechen wir hier nochmal im Update drüber.

Stella:
[12:15] Genau, es geht nämlich um ByteDance. Das ist das Unternehmen hinter TikTok und die haben sich für diesen erzwungenen Verkauf schon mal eine Reaktion überlegt. Es soll nämlich einfach eine neue App geben und die soll noch dieses Jahr am 5. September 2025 in den USA starten. Das geht zumindest aus einem Artikel von der Tech-Website The Informant hervor. Und diese App, die soll den, jetzt haltet euch fest, Codenamen M2 bekommen und quasi ein TikTok-Nachfolger sein. Ich finde M2, das klingt schon wie so eine Agentenabkürzung. Die existierende TikTok-App, die soll dann im März 2026 offiziell in den USA offline gehen. Wie das passieren soll, wenn der Ableger verkauft wird, das ist mir jetzt noch nicht so ganz klar. Aber, Ellie, weißt du da mehr?

Elli:
[13:03] Nee, an dem Punkt kommen auch Fragen auf, so inwiefern den Bidens und Donald Trump sich schon ausgetauscht haben zu ihrem jeweiligen Plan. Das wissen wir jetzt auch noch nicht so ganz genau.

Stella:
[13:17] Ja, also Xi Jinping, der chinesische Staatsführer, der hat ja gesagt, also Moment mal, ohne Zustimmung unserer Regierung passiert hier mal gar nichts. Das ist zumindest der jetzige Stand. Es klingt so, als wären sich da noch nicht alle Parteien einig. Würde ich jetzt mal abschließend vermuten.

Caspar:
[13:37] Ich würde sagen, wir schauen einfach mal, was früher passiert, dass Donald Trump den Friedensnobelpreis bekommt oder dass TikTok in den USA verkauft wird. Gucken wir mal.

Stella:
[13:45] Ich wette aufs Weiteres. Ersteres, ich glaube dann, da fehlen mir die Worte. Und es ist für einen Podcast negativ, weil wir mit dem Input weitermachen.

Elli:
[13:55] Ja, finde ich gut. Also ich wollte gerade noch sagen, vielleicht verleite ich ihn sich auch irgendwann selber. Um Gottes Willen, der Input.

Stella:
[14:10] Wir bleiben ein bisschen in den USA, zumindest beim Teil Software. Wir haben ja in der Einleitung gesagt, es geht um die Polizei, es geht um Datenschutz und eben ein US-Unternehmen. Jetzt einmal der Reihe nach. Das Unternehmen, was hier im Fokus steht in diesem Input, ist Palantir. Ist US-amerikanisch und ihr kennt es vielleicht, weil einer der Gründer Peter Thiel ist, ein sehr umstrittener Tech-Investor, der auch eine große Nähe zu Donald Trump hat und ihn beispielsweise auch im Wahlkampf sehr reich unterstützt hat.

Elli:
[14:41] An der Stelle vielleicht nur, ja, er unterstützt Donald Trump, aber er ist auch, und das ganz unabhängig von Donald Trump, kein Fan von Demokratie an sich. Also das ist somit eines seiner Kernthemen. Peter Thiel hat, noch nie Bock gehabt auf Rücksichtnahme auf Leute, auf Political Correctness, wie er das genannt hat. Und Demokratie ist ihm auch nicht besonders sympathisch als System. So viel mal zu Peter Thiel.

Stella:
[15:06] Vielleicht müssen wir da noch einen Podcast, der sich auch gerade mit der Geschichte von Peter Thiel beschäftigt, in die Shownotes packen. Vielleicht als Hintergrund eine interessante Person, um es mal so auszudrücken. Aber zurück zu Palantir. Die bieten eine Software an, die heißt Gotham. Wie ein Stadtteil, ich meine in New York oder bin ich jetzt ganz zu falsch?

Caspar:
[15:26] Gotham, Gotham ist, jetzt kommt der Nerd in mir, Vorsicht, ich habe das falsche T-Shirt heute an, hätte ich das gewusst, hätte ich einen anderen angezogen.

Stella:
[15:31] Ja, Batman, ne?

Caspar:
[15:32] Ja, Batman, genau.

Elli:
[15:33] Ich hätte meinen Batman-Pulli auch anziehen können.

Caspar:
[15:35] Gotham ist die fiktive Stadt in den Batman-Comics, in denen Batman durch die Häuserschluchten sich schwingt. Angelehnt so ein bisschen eine Mischung aus Chicago und New York, also so eine typisch amerikanische Großstadt, nur ein bisschen düsterer runtergekommen.

Stella:
[15:51] Guck mal, angelehnt an New York, Da war irgendwas noch im Hinterkopf nur falsch zugeordnet. Gut, aber was macht diese Software? Sie dient quasi ganz grob gesagt der Verbindung von verschiedenen persönlichen Daten, von verschiedenen Datenspeichern. Das heißt, damit ist es eben möglich, übergreifend sehr viel Informationen nicht nur abzufragen, sondern auch zu verknüpfen und daraus auch Schlüsse zu ziehen. Und die Zielgruppe für dieses Angebot ist es unter anderem die Polizei, die sie eben bei der Fahndung einsetzen soll. Wie genau, da gehen wir gleich nochmal drauf ein. Insgesamt ist das Ganze eben in Deutschland umstritten. Man muss jetzt aber dazu sagen, die Polizei in Deutschland nutzt jetzt nicht eins zu eins diese Gotham-Software, sondern hat angepasste Versionen. Und eine, die ihr vielleicht schon mal in der jüngsten Medienberichterstattung gehört habt, ist Vera. Ich probiere es, also man schreibt es V-Groß, E-Klein und dann R und A-Groß, aber es klingt trotzdem wie der Frauenname, wenn man es ausspricht. Und die nutzen es seit Ende 2024, hat eine offizielle Testphase ab März 2024. Und VERA, das steht eben für verfahrensübergreifende Recherche- und Analyseplattformen.

Caspar:
[17:01] So deutsch.

Stella:
[17:01] Also das ist die bayerische Software.

Caspar:
[17:03] So deutsch. Wie kann man aus Gossam verfahrensübergreifende Recherche- und Analyseplattformen machen? Also wenn wir eins können, dann solche Namen.

Stella:
[17:13] Da weißt du gleich, was drin ist.

Elli:
[17:14] Naja, wir hätten noch ein paar andere Namen im Portfolio. Was hältst du denn? Also in Hessen wurde aus Gotham, beziehungsweise aus der Ableger-Variante, Hessendata.

Caspar:
[17:26] Nee, nicht besser. Das klingt wie ein schlechtes Content-Management-System.

Stella:
[17:32] Ja, das stimmt.

Elli:
[17:33] Das klingt so, als ob man da irgendwie was nachschauen könnte, auch als Normalo.

Stella:
[17:38] Das klingt wie für Touristen oder so.

Caspar:
[17:40] Ja, Appleboy.

Elli:
[17:42] Die besten Wanderwege und so.

Caspar:
[17:44] Grüne Soße, Wurst aus Hesse wird gern gegessen und so.

Elli:
[17:48] Ich hätte noch was aus NRW. da haben wir die datenbankübergreifende Recherche und Analyse, kurz DAR.

Stella:
[17:58] Das klingt halt unfertig. Das ist mir schon gestern, habe ich mehrmals nachgeguckt und dachte, die haben doch da was vergessen. Datenübergreifende Recherche und Analyse.

Caspar:
[18:08] DAR klingt wie so ein Raumfahrtunternehmen, so ein bisschen, finde ich.

Elli:
[18:12] Ja, naja, also sagen wir es so, es kommen ja vielleicht noch ein paar Ableger dazu. Das Ganze wird nämlich, also wie gesagt, wir haben jetzt Hessen, NRW und Bayern, die das Ganze schon eingeführt haben. In Baden-Württemberg zum Beispiel ist die Einführung geplant, da wird noch diskutiert. Auch in Hamburg stand das mal zur Diskussion, Berlin und ganz, ganz aktuell eben Sachsen-Anhalt. In Sachsen-Anhalt ist auch Interesse da. Und warum sagen wir erstmal Interesse da? Weil für den Einsatz von so einer Software muss meistens das bestehende Polizeigesetz, überarbeitet, geändert und so weiter werden, damit klar ist, welche Daten wie genutzt werden können, weil in den bestehenden Polizeigesetzen ist das oft bisher eben nicht geregelt gewesen, und da geht es jetzt eben um eine Überarbeitung und in diesem Schritt steht man gerade in Sachsen-Anhalt, da gibt es Vorschläge zum Überarbeiten dieses Gesetzes und da wird jetzt gerade heftig drüber diskutiert.

Caspar:
[19:12] Ja und jetzt müssen wir auch kurz noch ganz kurz drüber sprechen, warum wir hier gerade von Länderpolizeien reden, warum wir jedes einzelne Bundesland aufzählen. Genauso wie Bildung ist zum Beispiel die Polizei auch Ländersache. Das hat man nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, damit wir nicht mehr so ein zentralistisches System haben. Die Polizei ist Ländersache. Jedes Bundesland hat seine eigene Polizei, deswegen ja auch leicht andere Uniformen, andere Abzeichen, andere Polizeigesetze, Elli hat es gerade gesagt.

Elli:
[19:38] Genau. Und ganz kurz noch zu Sachsen-Anhalt. Falls jemand richtig drin ist im Sachsen-Anhalt-Dienischen Thema, da wird jetzt sagen, Moment, aber diesen Gesetzesentwurf, den gibt es doch schon seit Anfang des Jahres. Ja, tatsächlich, warum wir jetzt drüber sprechen, ist, weil sich jetzt Sachverständige diesen Gesetzesentwurf mal genau angeguckt haben und sagen wir mal so, die waren noch nicht ganz so begeistert und diese Grunddiskussion um Palantir, die rollen wir jetzt heute mal auf, damit ihr, egal in welchem Bundesland als nächstes drüber diskutiert wird, schon mal im Bilde seid.

Stella:
[20:16] Genau, wir machen das Schritt für Schritt von Palantir über Vera bis dann zur eigentlichen Diskussion auch. Noch vielleicht für euch zum Hintergrund, warum wird das eigentlich gerade an so vielen Bundesländern diskutiert? Weil es eben auch darauf geht, Caspar hat es angesprochen, zwar ist das immer Ländersache, aber gleichzeitig möchte man das schon auf Bundesebene eine übergreifende Lösung haben, die dann alle nutzen, damit das Ganze einfach reibungsloser funktioniert. Also das ist auch noch das, was im Hintergrund steht, aber trotzdem, die Länder entscheiden einzeln, was sie für Software nutzen. Und es gibt auch Menschen oder eher gesagt Personen auf landespolitischer Ebene, die Palantir sehr kritisch sehen und das ablehnen.

Elli:
[20:54] Die Idee, also bevor wir mal kurz zu Palantir an sich kommen, wir haben ja jetzt schon den Punkt gehabt, dass das ein US-Angebot ist eigentlich und eine US-Firma von einem sehr demokratiefeindlichen Menschen, die da genutzt wird. Warum macht man das Ganze? Stelda, du hattest jetzt auch schon gesagt, Es gibt Leute, die deutschlandweit eigentlich eine eigene Software gerne hätten. Es wird auch dran gearbeitet. Aber ich habe heute einen Podcast, glaube ich, von Bayern 2 zum Thema auch gehört. der schöne Begriff. Dieses Projekt ist so der Stuttgart 21 unter den IT-Projekten in Deutschland.

Caspar:
[21:29] Autsch.

Elli:
[21:30] Es geht nicht voran. Also Palantir ist gerade einfach so die Übergangslösung für die Bundesländer, wenn sie sagen, wir wollen eine zusätzliche Datenanalyse in unserem System und zusätzliche Daten Zugriffe. Und deswegen gucken wir jetzt mal rein, was Palantir so ist und macht und kann.

Caspar:
[21:51] Genau. Ich wollte gerade sagen, wir haben jetzt die ganze Zeit schon ein bisschen darüber gesprochen, ohne wirklich darüber zu sprechen. Was ist Palantir? Was ist Gotham? Was ist diese besonderen Abwandlungen, die die Bundesländer einsetzen, die es schon haben? Fangen wir mal an, wo es bereits eingesetzt wird. Also erstmal gegründet wurde Palantir 2003. Wir haben ja schon gesagt, Peter Thiel Investor und so, das haben wir alle schon abgehakt. Benutzt wird es zum Beispiel von US-Behörden, wie die Tagesschau berichtet, um Migrantinnen zu entdecken. Wir haben ja da auch ganz viel gerade mit ICE, ich weiß nicht gerade.

Stella:
[22:23] Der ICE-App, genau.

Caspar:
[22:25] Genau, also diese neue Bundesbehörde, die anfängt Migranten einzusammeln, auf interessante Art und Weise, um das jetzt auch mal so zu formulieren, möglichst neutral. Also die Software wird eingesetzt, um diese Migranten aufzuspüren und sie schließlich dann auch abzuschieben. und dafür werden verschiedene Datenbanken verknüpft, das haben wir ja auch schon gesagt, und dann mit Hilfe von KI ausgewertet. Also es ist nicht so, dass da jemand sitzt, sondern in dem Fall wird KI dann eingesetzt und die Daten, die so eine Strafverfolgungsbehörde zu einer Person hat, werden angereichert mit allen möglichen anderen Einträgen, die es zu dieser Person gibt. Also es geht nicht nur um Strafdaten, sondern dazu kommen zum Beispiel noch Social-Media-Accounts, die werden mit dazu gepackt, öffentliche Auftritte, etc., also im Grunde alles, was man zu dieser Person irgendwie findet. Und das Versprechen von Palantir ist, dass Gossam dann unter anderem Prognosen erstellen kann, was diese Person in den nächsten Stunden, Tagen tun wird, posten wird, öffentlich sagen wird. Also im Grunde so ein bisschen Vorhersagesoftware, um alles ein bisschen berechenbarer zu machen. Es wird auch Verbrechenswahrscheinlichkeit berechnet und Täterwahrscheinlichkeit. Gleichzeitig sagt Palantir aber auch, mit seiner Software werde niemand überwacht. Noch wolle man irgendwie Tools zum Predictive Policing, also zum Vorhersagen von Straftaten machen und solche Dinge. Ich finde, das widerspricht sich aber so ein bisschen.

Elli:
[23:51] Ein bisschen? Das hast du aber nett ausgedrückt.

Stella:
[23:54] Sanft formuliert.

Elli:
[23:55] Wollte gerade sagen, auf der einen Seite kriegen wir tatsächlich Vorhersagen. Also Achtung, wir reden jetzt gerade von der US-Variante von Gotham.

Caspar:
[24:03] Genau.

Elli:
[24:04] Gotham kann diese Prognosen zum Beispiel machen, was jemand irgendwie tut so anhand der sonstigen Aktivitäten, die da ausgewertet wurden. Und eben auch diese Verbrechensprognosen und so weiter. Das alles ist was, was Gotham kann. Gleichzeitig sagt Palantir, ja, na ja, aber wir wollen ja nur nicht, na ja.

Caspar:
[24:24] Kennt ihr noch den Film Annoity Report? Habt ihr den mal gesehen?

Stella:
[24:28] Also der Name, ja, aber ich habe ihn nicht gesehen.

Caspar:
[24:30] Okay, dann ganz kurz vielleicht ein Sehtipp. wir verlinken ihn auch, ist ein Film mit Tom Cruise, kann man jetzt verhalten von dem, was man möchte. Die Grundidee von dem Film ist ganz spannend, da ist nämlich eine Möglichkeit, Verbrechen vorherzusagen, bevor sie passieren und Tom Cruise ist das so eine Spezialeinheit, die Leute verhaftet und verurteilt, bevor sie Verbrechen begehen, weil die quasi in die Zukunft gucken können und da ist auch die ganz große ethische Frage, ist jemand, Straftäter, obwohl er noch gar nichts getan hat, aber das nur so als kleiner Rabbit Hole, in das man irgendwie mal eintauchen kann, moralisch, ethisch.

Elli:
[25:02] Fassen wir das mal an der Stelle zusammen, also Gotham selbst bietet einfach die Möglichkeit, die Polizeidaten, die bei der Polizei halt über jemanden, also nur wenn ihr schon mal, keine Ahnung, Strafzettel bekommen habt oder irgendwie mal geblitzt wurdet oder so, das ist ja was, was vielleicht mal bei der Polizei eingetragen wurde. Oder wenn ihr mal an einem Unfall beteiligt wart, einfach nur da aufgenommen wurdet. Und dann kommen aber jetzt eben ganz, ganz viele andere Daten dazu. Die Software macht also das, was mit menschlichem Aufwand nicht mehr wirklich machbar ist und geht ganz fleißig auf die Suche, um alles Mögliche zu eurer Person abzufischen in den entlegensten Datenecken dieses Internetses.

Stella:
[25:45] Was vielleicht noch wichtig ist beim Thema Polizeidaten, da geht es nicht nur um Daten von Personen, die vielleicht mal straffällig geworden sind oder geringere Delikte begangen haben etc., Strafzettel und Co., sondern da geht es auch um Menschen, die Zeugen sind oder beispielsweise auch Opfer. Das ist vielleicht auch für den Teil, über den wir jetzt sprechen, wichtig. Das heißt, in diesem Gotham wird einfach wahnsinnig viel Daten gesammelt und verknüpft, weil das ist, glaube ich, auch was, ich finde, das klingt immer so abstrakt, dieses, ja, da werden Datenbanken verknüpft. Das bayerische Beispiel zeigt das auch nochmal.

Caspar:
[26:19] Jetzt sind wir auch schon mittendrin in, ich muss es nochmal ausformulieren, verfahrensübergreifende Recherche- und Analyseplattform aus Bayern. Das ist nämlich die Variante, die ja die bayerischen Polizisten und Polizistinnen einsetzen. Vera, ein schönerer Name muss man gestehen, das ist ja die abgespeckte Version, wobei ich noch nicht so richtig ganz genau weiß was abgespeckt da heißt, auch da geht es über, Terrorabwehr und schwere Gefahrenlagen und die Polizei soll eben auch diesen Datenabgleich machen können und solche Sachen also da, ich weiß nicht, Stella du meldest dich schon, weißt du wo die Version wirklich abgespeckt ist im Vergleich?

Stella:
[27:00] Im Detail nicht, das ist auch was, was bei der Recherche nochmal aufgefallen ist, es ist gar nicht so klar, wie beispielsweise der Code funktioniert, wie genau diese Software arbeitet. JournalistInnen unter anderem von der Zeit haben sich das Ganze vor Ort zwar mal angucken dürfen unter Aufsicht. Den Artikel packen wir euch in die Shownotes. Aber jetzt im Detail kann ich es dir auch nicht sagen. Ich kann nur aus der Recherchesicht sagen, springender Punkt sind unter anderem Social Media Beiträge und auch das Ganze Predictive. Also dieser vorhersagende Teil, der soll in Bayern nicht stattfinden, sondern es geht darum um zu schauen, okay, wir haben jetzt einen akuten Tatbestand und wollen den quasi mitverfolgen, wollen eher einen Zugriff erreichen, sowas. Also Predictive und Social Media, so habe ich es verstanden, sind in dieser bayerischen Vera-Variante und auch in den anderen deutschen Palantir-Varianten nicht enthalten.

Caspar:
[27:49] Zugriff ist ein gutes Stichwort. Da sind wir nämlich wieder bei ein paar Details, die wir aus Bayern wissen. Es ist nämlich so, dass die bayerische Polizei sagt, dass nicht jeder automatisch darauf zugreifen kann. Also nicht jede Beamtin, die in Bayern arbeitet, ist dann auch gleichzeitig jemand, der mit Palantir alles mögliche recherchieren kann. Es muss im Vorfeld Schulungen geben. Es gibt eine genaue Sicherheitsüberprüfung und auch dann werden nicht alle Informationen automatisch für alle Personen immer freigeschaltet. Es gab ja auch eine Zeit lang, war es ja zum Beispiel auch so, dass man in Datenbanken, da gab es ja Skandale, dass rechte Polizistinnen und Polizisten Adressen von eigentlich geschützten Persönlichkeiten weitergegeben haben. Zum Beispiel von Anwältinnen und solche Dinge. Und da hat sich inzwischen auch einige Sachen geändert. Das heißt, man kann auch nicht mehr, ohne dass irgendein Straftatbestand ist, einfach irgendwelche Sachen abfragen. Beziehungsweise es wird auch zwischengespeichert und es wird in dem Fall dann auch so sein. Einfach so mal Palantir bzw. Gossam anschmeißen bzw. Vera, um mal zu gucken, was Stella so macht, das geht nicht.

Stella:
[28:47] Nochmal, um einmal klar zu haben, warum machen die das? Es geht nicht darum, irgendwie aufzuspüren, wer jetzt ein Knöllchen kassiert hat oder was weiß ich was, sondern das Ziel ist Terrorabwehr und die Abwehr schwerer Gefahrenlagen. Also das Beispiel, was auch in der Zeit aufgemacht wurde, ist ein Drohner Terrorangriff und daran eben diese extrem gefährliche Lage, die da droht und daran zeigen sie auf, wie sie mit dieser Software arbeiten. Genau das, was Elli eben beschrieben hat. Man kann schauen nach, welche Namen stehen da in der Verbindung, wann telefoniert, wo fährt er hin, welche Meldeadresse. Also das nur für euch zum Hintergrund. Aber es ist eben auch so, dass, wie wir das eingangs auch einmal gesagt hatten, auch Opfer, Zeugendaten, die landen auch darin. Also sprich, eigentlich alles, was bei der Polizei gelandet ist, auf welchem Weg auch immer, findet auch seinen Weg da rein. Wir haben jetzt einmal ja in Bayern so ein bisschen exemplarisch gezeigt, wie funktioniert das. Wir hatten auch gesagt, es gibt beispielsweise in Hessen, in Nordrhein-Westfalen unter anderen interessanten Namen auch diese Nutzung, aber ich würde sagen, übergeordnet ist es eigentlich immer dasselbe Ziel, was damit verfolgt wird, nämlich Gefahren und Straftaten in Deutschland verhindern.

Elli:
[29:57] So, wir hatten es ja jetzt vorhin von Großschadenslagen und Terrorgefahr und so weiter. Das ist zumindest die Aussage, wofür das Ganze benutzt wird. Und ich habe an der Stelle zwei Fragen. Erstens, wird es tatsächlich nur dafür benutzt? Weiß man das irgendwo? Und zweitens, welche Rolle spielt denn Palantir als US-Unternehmen bei der ganzen Sache?

Stella:
[30:25] Zum Beispiel der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der hat gegenüber der Tagesschau gesagt, in Bayern wird sie nur für schwere Straftaten genutzt.

Caspar:
[30:33] Das ist zwar das, was Herr Herrmann sagt, tatsächlich ist es aber einer der Kritikpunkte, dass es eben nicht nur für Terrorabwehr und sowas benutzt wird. Das ist ja ganz oft sowieso immer so ein Argument. Wir haben hier eine Software, wir haben hier KI, es geht um ganz schlimme Dinge, es geht um Kindesmissbrauch, es geht um Terror, es geht um ganz schlimme Straftaten. Ja, aber dann muss man vielleicht auch eine Grenze ziehen, weil es gibt nämlich auch nicht unbedingt Delikte, wo man jetzt damit rechnen müsste, dass so eine Software angewendet wird. Aber die Kritikerinnen sagen, ja, es ist tatsächlich so, dass es nicht nur bei großen Gefahrenlagen eingesetzt wird, sondern zum Beispiel auch sowas wie bei Eigentumsdelikten. Also klassischer Diebstahl. Da muss man dann fragen, ist das sinnvoll, dass man da so eine Kanone an Software irgendwie auf jemanden drauf schmeißt? Und dann ist auch die Frage, wo liegen denn die Daten mit Blick auf die USA, mit Blick auf Donald Trump und seine Freunde, die Palantir mitfinanzieren. Das sind so Dinge, da werde ich dann ja auch wieder hellhörig. Da denke ich mir dann, oh, ist das eine gute Idee? Weiß ich nicht.

Elli:
[31:34] Wenn man jetzt positiv auf deine Frage zu den Daten antworten wollen würde, dann könnte man sagen, naja, da gibt es ja deutsche Rechenzentren, auf der diese Software betrieben wird, die ist auch gesichert. Ist doch super. Auf der anderen Seite, wenn man sich die Kritik anschaut, zum Beispiel in Bayern wird der Einsatz von der entsprechenden Software ganz, ganz eng durch Palantir-Mitarbeitende, sieben sind es an der Zahl begleitet, die da eben auch Zugriff drauf haben und die eben zu diesen US-Unternehmen gehören. Naja, lassen wir mal so stehen.

Stella:
[32:12] Genau, das ist ein Punkt, auch aus dem Zeitartikel, wo eben beschrieben wird, Die würden unter anderem die Updates unterstützen. Das System sei ja eigentlich total sicher, aber die Updates, das sei erstens ein mögliches Schlüsseldorch, wo vielleicht Schadsoftware einmal reingehen kann, aber auch Daten abfließen könnten. Aber so die Begründung aus Bayern, hey, keine Sorge, weil da sind ja Palantir-Mitarbeiter und Polizisten, alle beide gucken drauf, also passiert nichts. Also das ist sehr vereinfacht und grob ausgedrückt, die Sicht der Polizei.

Caspar:
[32:45] So, jetzt haben wir ja das Thema KI mit implementiert, das habt ihr ja auch schon erzählt. Und wir wissen ja auch, KI hängt ganz stark davon ab, was man für Daten reinwirft. Der berühmte Satz Shit in, Shit out trifft auch hier zu. Und bei KI gibt es noch ein zweites großes Problem, nicht nur, dass die Daten unter Umständen schlecht sein könnten, sie könnten auch, sage ich mal, eine gewisse Richtung aufweisen, also ein Bias haben. Sie könnten zum Beispiel rassistisch konnotiert sein, sie könnten ja Vorurteile enthalten, all solche Dinge wissen wir nicht, weil man das nicht überprüfen kann. Das sind natürlich hochsensible Daten, es sind Daten zu Straftaten und alles mögliche. Es ist jetzt nicht so, dass irgendeine unabhängige Stelle hingehen kann und sagt, wir gucken uns das mal an, schauen mal, wie das bei einem KI-Modell vielleicht gehen würde. Das ist also etwas, was Kritikerinnen und Kritiker auch sagen, das kann ganz schön gefährlich sein, wenn wir dann eine KI mit Vorurteilen auf Leute loswerfen, die dann zum Beispiel in Zukunft anfängt, weiß ich nicht, in Zukunft People of Color mehr vorherzusagen, dass sie Straftaten begehen als weiße Menschen.

Elli:
[33:48] Oder gerade akut in der Debatte Menschen, die eingetragen psychische Erkrankungen haben.

Stella:
[33:56] Was passiert denn da gerade in Sachsen-Anhalt? Wir gehen jetzt auf die Ebene der Landespolitik. Und da hat die Landesregierung aus CDU, SPD und FDP im Januar 2025, Elli, du sagtest, es ist eingangs ein Gesetzentwurf vorgelegt. Und der soll eben die Nutzung von polizeilicher Datenanalyse erlauben. Das ist wichtig, weil jetzt gerade nach laufendem Recht könnte so eine Software gar nicht so einfach genutzt werden. Das heißt, erstmal muss das Gesetz durch, dann kann die Software kommen. Und gegen dieses Gesetz, da regt sich jetzt eben Widerstand. Und zum Beispiel der Landesbeauftragte oder die Landesbeauftragte für Datenschutz Maria Rost, die sagte laut Netzpolitik.org etwa, dass die Kategorien von Personen, die da im System landen sollen, viel zu weitgehend seien. Also das geht auch wieder auf die Kritik hinaus, dass eben Personen erfasst werden, die sich gar nichts haben zu Schulden kommen lassen. Beispielsweise Opfer, Zeugen, sie landen da mit drin und irgendwie in einer Schiene mit den Tatverdächtigen. Außerdem ist auch absolut unklar, welche Beschränkungen es eigentlich für diese Datenaufnahme geben soll. Die fehlen eben auch. Außerdem noch ein Kritikpunkt von Jonas Botter, der eben auch ein Sachverständiger von der Innenausschussanhörung war, dass es gar keine Herkunftsbeschränkung für die Daten gibt. Hatten wir bis jetzt auch noch nicht, finde ich auch spannend.

Stella:
[35:15] Es können auch Daten von Geheimdiensten wie vom Verfassungsschutz genutzt werden. Warum macht man das? weil man natürlich sagt, hey, je mehr Datenbanken wir haben, desto schneller kommen wir vielleicht zu einem Ergebnis, desto mehr können wir verknüpfen. Also ihr merkt, da gibt es auch einfach, ich würde mal sagen, zwischen Datenschützern und Polizisten gerade einen sehr tiefen Konflikt, der sich darauf eigentlich auch zusammenfassen lässt, wie viel wollen wir preisgeben unter dem Aspekt Sicherheit. Das ist eben was, was in dieser Debatte auch immer mitschwingt.

Caspar:
[35:47] So, jetzt wisst ihr, was Palantir ist, was Gossam ist, was Vera ist. Ihr wisst, dass es in einigen Bundesländern schon eingesetzt wird und ihr wisst auch, dass es durchaus eine hitzige Diskussion darüber gibt. Das finde ich ganz spannend, weil das ja wieder eines dieser typischen Themen ist, die man gerne irgendwie im Alltag untergehen würde. Ja, irgendwie IT, die Software bei der Polizei irgendwie. Aber es hat halt dann doch weitreichende Folgen für uns und für die Gesellschaft.

Caspar:
[36:16] Deswegen auch, Elli, du hast das Projekt ja schon angesprochen. Das, was da als Alternative geplant ist, Stuttgart 21 von Datenprojekt, das wird, wie gesagt, noch dauern. Also auch da die Alternative ist die Frage, wenn sich dann Palantir überall auch schon durchgesetzt hat und in allen anderen Bundesländern irgendwie eingesetzt wird. Stichwort aller anderen Bundesländer, noch ein Blick voraus. Der NDR hat mal nachgefragt bei den anderen Bundesländern und Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Saarland, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Thüringen planen laut dem NDR aktuell keine Einführung von Palantir. Baden-Württemberg will aber der Appendingsparler die Software nutzen und laut Innenministerium hat die Polizei auch schon einen ersten Vertrag abgeschlossen. Ja, also in einigen Bundesländern werden wir es immer mal wieder im Blick behalten müssen und wahrscheinlich auch in den Updates mal drüber sprechen. Und wenn es nochmal was Größeres gibt, auch nochmal darauf eingehen. Aber jetzt wisst ihr immerhin schon mal, dass die Polizei mit Batman spielt quasi.

Stella:
[37:18] Das klingt irgendwie ein bisschen verniedlicht. Aber vielleicht noch abschließend werden wir viel über die Kritikpunkte gesprochen. Jetzt kann man natürlich fragen, Moment mal, wenn es so viel Kritik gibt, warum nehmen Sie die dann? Und da finde ich, gibt es ein Argument, was so ziemlich alles glatt bügelt. Es ist ganz simpel, es gäbe keine Alternative.

Elli:
[37:36] So, man könnte jetzt auf dieses wunderschöne Argument, ja, wir haben halt gerade nichts anderes, auch Antworten, naja, dann einfach nicht machen. Aber da ist halt so das Credo, ja, aber wir haben ja jetzt so viele Daten und eigentlich müsste man die mal nutzen, weil wir ja eben mit der Digitalisierung und mit der zunehmenden Digitalisierung auch unser aller Leben immer mehr Daten hinterlassen. Also man kann einfach deutlich mehr Informationen über Menschen finden mittlerweile. Und da ist eben so ein bisschen der Ansatzpunkt, ja, damit wollen wir ja auch irgendwie Verbrechensbekämpfungen hinbekommen können. Die Frage ist nur, wählt man dann diese Software dafür? Wir haben jetzt Bundesländer genannt, bei denen das schon so passiert ist und auch passiert. Und andere Bundesländer, die gesagt haben, nee, erstmal dann halt klassische Polizeiarbeit. Naja.

Caspar:
[38:28] Ich weiß nicht, wie es euch geht. Nach so viel Kritik an einer durchaus zumindest seltsamen Software an vielen Stellen, bin ich für eine gute Nachricht.

Stella:
[38:39] Sehe ich auch so. Ich wollte gerade sagen, wir bleiben digital, aber das ist halt bei unserem Tech-Podcast jetzt auch irgendwie wenig überraschend.

Caspar:
[38:53] Das ist hoffentlich so.

Stella:
[38:55] Also stellt euch mal vor, wenn wir in Dänemark leben würden, dann könnten wir vielleicht bald uns alle drei auf Stimme und aus den Copyright geben lassen.

Elli:
[39:06] Ja, naja, beziehungsweise wir müssten es uns nicht mal geben lassen. Wir hätten es automatisch.

Caspar:
[39:10] Ja, ja, worum geht es? Natürlich geht es ein bisschen ums Thema KI, wenig überraschend. Vielleicht habt ihr es mitbekommen, es ging vor einigen Monaten rum, dass unter anderem die Moderatorinnen und Moderatoren von der Tagesschau genutzt wurden, um dann mit ihnen KI-Modelle zu trainieren, also mit Aufnahmen von ihnen und dann für irgendwelche komischen Krypto-Geschichten Werbung zu machen, für die sie eigentlich gar nicht Werbung machen, also die KI-Versionen von ihnen machen das. Oder auch Meta möchte ja mit unseren Social-Media-Daten Sachen trainieren. Da sind natürlich auch Videos mit dabei, wenn wir die gepostet haben. Da sind natürlich unsere Audioaufnahmen mit dabei, wenn wir das gepostet haben. Also ihr seht unsere Stimme, unser Aussehen, all sowas, unsere Bilder. Das ist schon durchaus ein Teil, der immer mal wieder auch im Internet auftaucht und von KI-Modellen auch zum Training genutzt wird oder auch für Deepfakes. Also das, was mit den Tagesschau-Moderatorien gemacht wurde, ist halt eben ein Deepfake, also ein künstlich erzeugter Doppelgänger. Ja, und jetzt an der Stelle zu sagen von Dänemark, okay, halt Stopp, wir geben euch automatisch Bild- und Tonrecht für euren künstlichen Doppelgänger. Das ist natürlich schon mal ein sehr, sehr spannender Schritt.

Elli:
[40:20] Man muss jetzt sagen, in Dänemark gibt es einen Gesetzesentwurf. Das ist die gute Nachricht. In diesem Gesetzesentwurf ist eben vorgesehen, dass Menschen automatisch auf ihr Aussehen und auf ihre Stimme quasi eine Art Copyright haben. Und jeder, der damit im Internet Schabernack oder gefährliche Dinge betreibt, kann dafür belangt werden. Denn bisher haben wir jetzt so eine Lage, die eher so in den Grauzonen irgendwie unterwegs ist. In Deutschland haben wir zum Beispiel das allgemeine Persönlichkeitsrecht, die Datenschutzgrundverordnung und so weiter. Darauf kann man sich berufen und kann sagen, hey, ihr dürft nicht in meinem Namen irgendwie irgendwas bewerben zum Beispiel. Aber so richtig einschlägig ist das alles nicht. Und da dachte man sich in Dänemark, wir wollen einfach mehr Sicherheit für die Menschen, dass die ihr Aussehen und ihre Stimme quasi auch vor Gericht verteidigen können, wenn es ihnen geklaut wird online.

Elli:
[41:22] Ihr erinnert euch vielleicht, wir haben auch mal über den Elvis-Act gesprochen, den es in Tennessee gibt. Da ging es um die Stimme eben. Da haben es Leute nicht einfach die Stimme von jemandem klauen dürfen und künstlich erzeugen und damit irgendwelchen Schmuh erzählen dürfen. Das ist jetzt in Dänemark eben nochmal ein bisschen umfassender, den Wurf, den man da machen möchte. Aktuell aber, wie gesagt, ist es nur ein Entwurf und es gibt eine Ausnahme, beziehungsweise zwei für Satire und Parodie.

Elli:
[41:55] Da gilt das nicht. Also man darf weiterhin Leute hops nehmen. Man darf aber eben nicht mehr in deren Namen irgendwelche Kryptowährungen verkaufen oder pornografische Inhalte anfertigen oder sonst irgendwas.

Caspar:
[42:09] Ja, aber das ist ja fast eine gute Nachricht, eine gute Nachricht, dass Satire und Parodie ausgenommen sind. Weil wir wissen ja, die Satire ist frei.

Elli:
[42:18] Kunstfreiheit, wichtig. Ich vermute mal, dass es da im Laufe der nächsten Monate auch noch Diskussionen geben wird, wie man das denn umsetzen möchte, wie das denn funktionieren soll, wenn Personen zum Beispiel ja aussehen verändern, wenn sich zwei Personen sehr, sehr ähnlich sehen, wie ist das eigentlich mit Zwillingen und so weiter und so fort. Also da muss noch einiges spezifiziert werden, vermute ich mal, bis dann wirklich ein Gesetz kommt vielleicht. Aber den ersten Entwurf gibt es. Und deswegen ist das diese Woche unsere gute Nachricht.

Stella:
[42:47] Und wisst ihr was? Falls es da Diskussionen gibt und vielleicht ja auch noch andere Gesetze in dem Bereich, vielleicht ziehen ja auch noch Länder nach, dann hört ihr das hier. Bei Silicon Weekly, versprochen.

Caspar:
[42:58] In den Updates, unter anderem.

Stella:
[43:00] In den Updates. Hier sogar noch die Kategorien festlegen.

Caspar:
[43:02] Da gibt es auch mal einen Input.

Stella:
[43:04] Wer weiß, wie groß das Thema wird.

Caspar:
[43:06] Mal schauen.

Elli:
[43:08] Also bevor wir uns hier jetzt darüber zerfusseln, würde ich sagen, wir machen den Deckel drauf für diese Woche.

Stella:
[43:14] Wir hören uns nächste Woche wieder.

Caspar:
[43:16] Bis dahin, macht es gut.

Stella:
[43:18] Bis dahin.

Elli:
[43:19] Tschüss.

Caspar:
[43:20] Tschüss.

Stella:
[43:20] Tschüss.

Jingles:
[43:22] Das war es schon wieder für diese Woche. Folgt oder abonniert uns gerne in eurer Podcast-App und lasst uns dort eine Bewertung da. Das hilft uns sehr. Bis zum nächsten Mal.